„Tonnenweise Feeling ……. eine melancholische Grundstimmung, wozu, und da dürfte es keine zwei Meinungen geben, die dunkle Stimme des Protagonisten ganz hervorragend passt.“ (ROCKTIMES, 11/22)
„Blues liegt in der Luft, wenn der Augsburger Sänger und Songwriter zur Gitarre singt. Doch dieser Musiker geht vom Blues immer wieder weit weg. Dieses inspirierende Album öffnet stilistische Türen. “ (FOLKER, 4/22)
„Musik wie aus einem Guss. … Hervorragende Umsetzung von Stimmungen und Atmosphäre.“ (MUSIK AN SICH)
„Das musikalische Gewand sitzt perfekt.“ (MAIN ECHO)
„Nicht auf Hochglanz polierte und doch still funkelnde Songs …. detailreiche, lebendige Texte“ (HOOKED ON MUSIC)
„Flüssige und abwechslungsreich tänzelnde Gitarre ….. Lyrics mit Tiefgang, erzählerisch von hoher Qualität …… Stimmungsvolle Geschichten, die durch ihre atmosphärische Dichte das Kopfkino des Hörers automatisch in Schwung bringen“ (ROCKTIMES)
„Harmonischer, schwebender Americana-Sound, der von Steinbachers markantem Gesang, offen gestimmten akustischen Gitarren und angejazzten Keyboard-Klängen eines Fender-Rhodes-Pianos geprägt ist. Vieles erinnert an die warme Akustik der 1970-er Jahre.“ (MAIN ECHO)
Besprechung des Albums „Wrong Turn Blues“ im MUSIK AN SICH:
Den in Augsburg lebenden Aschaffenburger Ralf Steinbacher habe ich seit 2017 bereits vier Mal mit seinen Produktionen vorgestellt, zuletzt war das 2022 mit dem Album The Last Day Of The Hunting Season.
Doch eines ist neu! Wurde der Protagonist bislang stets von verschiedenen Musikern begleitet, so ist er nun ganz allein auf weiter Flur. Einleitend zitiere ich entsprechend seine Worte im Innenteil der CD-Verpackung: Dies ist eine Sammlung akustischer Solo-Aufnahmen, die in losen Abständen zwischen Juli 2023 und Januar 2024 entstanden sind. Ziel war es, alle Songs möglichst einfach und nur auf das Nötigste reduziert zu halten.
Auf Wrong Turn Blues finde ich also zehn neue Songs. Der Titel mag irritieren, denn ein typisches Blues-Album ist es nicht, gleichwohl es viele Anteile enthält.
Mit „Waiting For November“ startet die Platte im Umfeld von Folk, mit „Delaware“ schreitet es entsprechend fort. Mein erster Eindruck führt mich gedanklich eigentlich weg aus deutschen Landen. So lande ich spontan bei Chris Darrow, einem Musiker aus South Dakota, der nach seiner Zeit bei der Band Kaleidoscope solo unterwegs war und so manche Perle ablieferte. Darunter waren dann auch Alben mit eher reduzierten Klängen wie „Coyote: Straight From The Heart“. Ähnlich wie Darrow verfügt auch Steinbacher über einen individuellen stimmlichen Ausdruck.
Track #3 entführt mich nun erstmals in eine bluesige Richtung. Hier wird geslidet, ist das die billige Dobro, von der der Protagonist berichtet, er habe sie einst vor 15 Jahren einem ehemaligen Bandkollegen abgekauft? Dieser Sound wirkt betörend durch seine gleichförmige, hypnotisch wirkende und tranceartige Stimmung und erweckt bei mir Assoziationen zu aktuellen Ausprägungen des Mississippi Blues, wie er von Künstlern wie Robert Lee Burnside mit diesem tranceartigen Ausdruck vorgetragen wird.
Zwei wichtige Aspekte enthält der Song „I Dreamed I Saw George Smith (At Small’s Paradise)“ Hier berichtet Steinbacher offensichtlich von seinem Besuch (echt oder imaginär?) im „Small’s Paradise“. Das war einst ein Nachtclub in New York, in Harlem. Aber angesichts des Songtitels war es wohl ein Traum, auch dergestalt, George Smith dort getroffen zu haben. Diesem legendären Bluesharper wird dann noch gehuldigt, indem hier die Bluesharp eingesetzt wird. Ja, dieser Song gefällt mir sehr gut, eine interessante Bearbeitung dieser Thematik.
Mit der Bluesharp geht es weiter beim „Texas Jigsaw Massacre“, ein Instrumental, und hier bin ich gedanklich dann schon wieder bei Chris Darrow, ja, die Stimmung dessen Musik dringt hier durch…. Weiter fahren wir auf dem „Highway 59“, ist das der Lousiana Highway 59 (LA 59), der gemeint ist? Jedenfalls werden im Laufe des Songs einige Orte und Anlaufpunkte genannt, auf die der Protagonist trifft. Dieser Song bekommt dann ein wenig rhythmische Unterstützung durch das Footstomping, das ich mir erlaubt habe, beim Line-up mit aufzuführen.
Und nun zum Banjo! Der Titelsong wird hiermit gespielt, und er führt mich gedanklich nun zum Album von Taj Mahal: Giant Step / De Ole Folks At Home, zum zweitgenannten eigentlich, hat Mahal damals dieses Album doch auch auf diesen reduzierten Sound gebracht. Mit einer relativ gleichbleibenden Stimmung, total laid-back, so manch Eine/r mag das vielleicht als langweilig betrachten, doch das ist es mitnichten. Vielmehr verleitet die Musik dazu, mal etwas „runter zu kommen“ und sich zu entspannen und zu entschleunigen. Neben dem Gitarrenspiel möchte ich noch auf das sehr gefühlvolle Harmonica-Spiel mit der chromatischen Harp hinweisen, das bringt ein starkes Blues-Feeling ein, halt ein wenig George Smith! Oder Charlie Musselwhite oder Little Walter, George Smith, Rod Piazza…..
Und diese Entschleunigung findet dann noch ihren Höhepunkt im 9:12 langen letzten Stück „Pay No Mind“. In diesem Zusammenhang verweise ich noch gern auf die Texte, die laut Aussage des Musikers durchaus eine wichtige Bedeutung innehaben. So schreibt er hierzu in den Liner Notes: Wer auch auf die Lyrics achtet (was ich hoffe!), wird feststellen, dass es in fast allen Songs um Typen geht, die irgendwann im Leben die eine oder andere falsche Abzweigung genommen haben und deswegen schlimme Dinge tun oder tragische Schicksale erleiden: Wrong Turn Blues.
Wolfgang Giese
Besprechung des Albums „The Last Day Of The Hunting Season“ im ROCKTIMES:
Mit Raincoat Days (2017) sowie While The Sun Is Ascending (2021) war der Augsburger Komponist, Musiker und Sänger Ralf Steinbacher bereits mehrfach zu Gast in der RockTimes-Redaktion. Und der Mann bleibt nicht nur fleißig, sondern auch sehr kreativ, wie das im August 2022 erschienene brandneue Werk „The Last Day Of The Hunting Season“ beweist. Eingespielt hat Steinbacher seine neue Platte mit Unterstützung weiterer oft bereits von seinen vorherigen Scheiben bekannter Musiker, wobei für diese neue Produktion an erster Stelle der Tastenmann Jürgen Wüst sowie der Gitarrist Marcus ‚Ed‘ Staab genannt werden müssen. Seinem Stil, nämlich Singer/Songwriter mit sehr deutlichem Roots-Einschlag ist der bayerische Schwabe auch hier treu geblieben und das ist gut so.
Ebenfalls beibehalten hat Steinbacher seine oft sehr tragischen Texte, die logischerweise auch zu einer melancholischen Grundstimmung und Umsetzung der einzelnen Tracks führt. Wozu, und da dürfte es keine zwei Meinungen geben, die dunkle Stimme des Protagonisten ganz hervorragend passt. Klasse atmosphärisch, hier mit erdig-warmen Orgeltönen, Schlagzeug und einem perfekt passenden Gitarrensolo von Staab versehen kommt beispielsweise „Cabin Fever“, flott und mit einem coolen Groove eingespielt. Super auch das sehr nachdenkliche, die ewige Frage stellende „Who’s Gonna Take The Blame?“. Die Antwort folgt direkt im Anschluss mit „Scapegoat“ („Sündenbock“, Anm. d. Verfassers), das insgesamt über ein etwas bittereres und bedrohlicheres Feeling verfügt, so als würde der Vortragende von vornherein bereits ein gewisses Unbehagen bei seiner Erzählung verspüren. Klasse!
Und um gleich mal beim Finale des Albums zu bleiben, wird der Angeklagte dann auch zum Galgen geführt. Okay, das hört sich alles erstmal ein bisschen wie eine Räuberpistole an, hat aber durchaus seinen Sinn und mag sogar eine zusammenhängende Geschichte sein. Schauen wir also nochmal auf den Anfang: Bei dem von dunklen Wolken umgebenen „Down By The Tracks“ geht es um einen plötzlich verschwundenen Mann, der zuletzt bei den Bahngleisen gesehen wurde, während sich die Vermutung beim Hörer im Verlauf der Nummer immer mehr zur Gewissheit entwickelt, dass sich der Besungene vor den Zug geworfen hat. Puh, das geht gleich schon mal tief rein in die Gefühlsebene. „The Last Day Of The Hunting Season“ behält auch über die gesamte Laufzeit diese eher düstere Atmosphäre bei. „Jeremy“, „Poor Paulita“ sowie „The Ghost Of Robert Johnson“ sind nun auch alles andere als ‚Happy go lucky‘-Tracks, auf ihre Weise jedoch richtig stark, mit tonnenweise Feeling und gekonnt vertont.
Ralf Steinbacher hat sich auf seinem neuen Album erneut den Leuten gewidmet, denen die Sonne eher selten im Leben ins Gesicht geschienen hat. Klasse – unter anderem unter Verwendung von Slide Guitar und Banjo – umgesetzt mit nicht zu verleugnendem Roots-Einschlag. Und „During The Great Depression“ verfügt dann auch noch über einen richtig starken und einprägsamen Refrain, der im Ohr hängen bleibt. Wer mit atmosphärisch ’schwerer‘ Kost im Sinne eines Townes Van Zandt (um nur mal ein Beispiel zu nennen) gut umgehen kann und diese sogar sehr gerne mag, der ist auch bei „The Last Day Of The Hunting Season“ an der richtigen Adresse. Eine starke Platte, wenn vielleicht auch nicht für jeden Tag.
Markus Kerren
Besprechung des Albums „Far from Idaho“ im MAIN ECHO:
Bittere Bilanz eines Lebens
Musik: Ex-Bootleggin‘ Hobo Ralf Steinbacher hat mit »Far from Idaho« sein zweites Album in der Pandemie eingespielt.
Platten, die nach US-Bundesstaaten benannt sind, gehören mitunter zum Besten, was Musiker im Lauf ihrer Karriere hervorgebracht habe. Bruce Springsteens Song-Zyklus »Nebraska« oder Sufjan Stevens‘ »Michigan« und »Illinois« sind solche Meisterwerke. Mit seiner CD »Far from Idaho« tritt der ehemalige Bluesharp-Spieler der Aschaffenburger Band Bootleggin Hobos, Ralf Steinbacher, in die Fußstapfen seiner bekannten Kollegen.
Dass sich Steinbacher in seiner Wahlheimat Augsburg zum Singer-Songwriter gemausert hat, bewies der Sänger und Gitarrist bereits auf mehreren Tonträgern. »Idaho« ist seine fünfte Platte und nach »While the Sun is ascending« das bereits zweite in der Pandemie entstandene Album innerhalb weniger Monate. In seiner atmosphärischen Dichte und musikalischen Geschlossenheit ist es noch überzeugender als der thematisch verwandte Vorgänger.
Unterstützt wurde er dabei unter anderem von alten Aschaffenburger Gefährten wie Keyboarder Jürgen Wüst, der zudem das Cover gestaltete, und seinem ehemaligen Bottlegin‘-Kollegen Marcus »Ed« Staab, der Slide- und Elektrogitarre spielt. Der studierte Anglist Steinbacher liebt das Geschichtenerzählen in englischer Spache. Die neun balladesken, ruhig dahinfließenden Songs sind voller Anspielungen und Querverweise und verbinden sich zu einer fiktiven mit Kalenderdaten versehenen Story eines gescheiterten Lebens.
»Eine Geschichte über einen Typen, der in den USA in den Knast wandert«, hat Steinbacher die Handlung auf »Idaho« in einem Gespräch mit unserem Medienhaus einmal lakonisch knapp zusammengefasst. Die über weite Strecken akustisch geprägten Arrangements sind karger als bei dem Vorgänger-Album und stärker im Folk, Blues und Country verwurzelt. Das Tempo ist zurückgenommen. In den dunkeln melancholischen Songs gibt es nichts zu feiern.
Das musikalische Gewand sitzt perfekt: Der Opener »Albuquerque« und »Tennesse Penitentiary Blues« sind von Steinbachers Zeitlupen-Banjo-Licks geprägt. Die Western-Gitarre ist meist gezupft. Ein Akustik-Bass gibt den Herzschlag der Songs vor. Aber auch Jürgen Wüsts schwebende Harmonium-Klänge fügen sich ins melancholisch-dunkle Stimmungsbild ein. Der reduzierteste Song ist »Confession Blues«, bei dem sich Steinbacher mit Akustikgitarre und Blues-Harp begleitet. Den Schlusspunkt setzt »Ballad of a Dead Man«. Darin zieht der Protagonist des Idaho-Handlungsstrangs eine bittere Bilanz seines Lebens.
Erhältlich über die Homepage www.ralf-steinbacher.com
Alexander Bruchlos
Besprechung des Albums „Far From Idaho“ auf MUSIK AN SICH:
Auszug aus der Webseite von Ralf Steinbacher:
So, jetzt komme ich endlich mal dazu, das auch an dieser Stelle zu verkünden: Letzten Freitag ist unser zweiter „Spielfilm zum Anhören“ erschienen, das Album FAR FROM IDAHO. Diesmal dreht sich die Story um einen Typen, der in den 60er Jahren vermeintlich unschuldig in Tennessee in den Knast wandert. Musikalisch ist das Ganze um einiges reduzierter als WHILE THE SUN ….., keine Drums, keine Bläser, kein Rhodes, dafür viele Gitarren und Bässe sowie Harmonium (!) und Piano.Ja, 2017 lernte ich die Musik des Aschaffenburger Musikers bereits kennen mit der Platte „Raincoat Days“, ein Album im Genre Singer/Songwriter. Eine Herbst-/Winter-Stimmung durchzieht diese Musik atmosphärisch und einiges an Melancholie. Als Fazit stellte ich fest, dass ein Album mit sehr sympathischer und persönlich geprägtem Ausdruck entstanden war, und das auf sehr unspektakuläre und sehr angenehm ruhige Art und Weise.
„While The Sun Is Ascending“ war Anfang 2021 der Nachfolger. Im Untertitel wies Ralf Steinbacher darauf hin, dass es sich bei dieser Platte um eine Art Hörfilm handeln soll, „A movie for listening“. Und dieser Film war mit reichlich nuancierten Zwischentönen durch die Mitmusiker ausgestattet, die den einen oder anderen Song zu etwas Besonderem gestalteten.
Wie der Künstler mir seinerzeit mitteilte, habe er die auftrittsfreie Corona-Zeit für die Aufnahme zweier CDs genutzt, die einem besonderen Konzept folgen. Die Songs erzählen jeweils eine zusammenhängende Story, sind also sozusagen Spielfilme zum Anhören. Insofern sollte noch eine weitere Platte erscheinen, und diese liegt nun vor – Far From Idaho.
Worum es geht, ist dem Eingangszitat bereits zu entnehmen. Doch wie empfinde ich diesen neuen „Spielfilm zum Anhören“ nun persönlich? Gleich vorweg – dieser Film gefällt mir ausgesprochen gut! Denn diese Musik ist wie aus einem Guss! Die fiktive Story eines Typen, der in den sechziger Jahren in Tennessee lebenslänglich eingesperrt wird, wird anhand der Songs lebendig. So startet die Reise in „Albuquerque“ in New Mexico, und die Instrumentierung mit Banjo, akustischer Gitarre, Slide-Gitarre und akustischem Bass verbreitet Stimmung, eine ganz besondere Stimmung. Ein Freund von uns wohnt dort und das, was ich hinsichtlich der Landschaftsbeschreibung gehört habe und an Fotos gesehen habe, wird meines Erachtens durch die Musik perfekt umgesetzt.
Weite, Ferne, Wüste, Einsamkeit, das spüre ich vermittelt. Zu den einzelnen Songs sind die Daten angegeben, an denen sich die einzelnen Szenen abspielen. „Albuquerque“, hier befinden wir uns im Jahre 1963 und schreiben den 4.April. Und so setzt sich die Reise fort, jeweils (den nachfolgenden Songs entsprechend) – 11.4.1963, 12.4.1963, 19.11.1963, und dann ist der Bursche wohl in Tennessee angekommen, und dort hat er jemanden erschossen, und der „Tennessee Penitentiary Blues“ (also wohl schon im Knast) behandelt den 13.12.1963. Dann erfolgen große Sprünge: 18.4.1973, 29.1.1985, 4.4.1993, 12.4.1993. „Ballad Of A Dead Man“ – ist nun der Tod eingetreten?
Trotz der im Vergleich zum Vorgänger reduzierten Instrumentierung mangelt es den Songs nicht minder an Ausdruckskraft. Dafür sind es erneut die Mitmusiker, die dafür sorgen, dass diese erhalten bleibt. Auf „When I Awoke“ ist es besonders Marcus ‚Ed‘ Staab, der mit E-Gitarre und der Lap Steel eine großartige Stimmung inszeniert. Spätesten nun bin ich überzeugt, das dem Protagonisten ein Album gelungen ist, dass ich zwingend mit einem Album von Chris Darrow in Verbindung bringen muss, und zwar ist das „Coyote – A Foothill Suite“ aus dem Jahre 1997. Genau wie bei Darrow erfolgt eine hervorragende Umsetzung von Stimmungen, von Atmosphäre, und mittels der Texte (leider nicht beigefügt) gewinnen diese Geschichten dann noch an Leben.
War von mir einst der Gesang ein Kritikpunkt, so halte ich mich nun hiermit zurück. Die insgesamt sehr laszive und „laid back“-Stimmung durch die Instrumente steht völlig im Einklang mit der gesanglichen Darbietung. So ist Musik zu einer Art Road Movie entstanden, sehr authentisch und überzeugend in ihrer Einheit. Alles in Allem ein entspannter Hörgenuss. Jede Reise hat einmal ein Ende, so auch Far From Idaho. Mit der „Ballad Of A Dead Man“ trägt der Hauptdarsteller des Dramas noch einmal Szenen seines Lebens vor, und beklagt sich, dass er niemals nach Idaho zurückkehren werde, von wo er 1961 zu seiner Reise aufgebrochen war, und in Vatis Nachttischschublade eine Pistole entdeckte, die er mitnahm, fatal eben, und so werde er in Tennessee sterben. Ein wenig traurig ist das schon, eines von vielen Schicksalen halt…
Wolfgang Giese
Besprechung des Albums „While The Sun Is Ascending“ auf ROCKTIMES:
Vor etwa zweieinhalb Jahren hatten wir euch den (zumindest damals) in Augsburg lebenden Musiker und Songwriter Ralf Steinbacher bereits einmal hinsichtlich seines seinerzeit aktuellen Albums Raincoat Days vorgestellt. Auch seine Vorgeschichte wurde dort erläutert und kann nachgelesen werden, sodass wir darauf hier nicht unbedingt weiter eingehen müssen. Mit „While The Sun Is Ascending – A Movie For Listeners“ liegt nun jedoch Ralfs brandneues Album vor und damit hat er – so viel darf schon mal verraten werden – nochmal kräftig einen drauf gelegt. Dies gilt nicht nur für die musikalische Ausrichtung (die sich in feinem Roots- und Singer/Songwriter-Terrain bewegt), sondern obendrein haben wir es hier auch noch mit einem Konzeptalbum zu tun, das eine zusammenhängende Geschichte mit den Hauptprotagonisten Milton, Maureen, Amanda, Max und Cody erzählt.
In Szene gesetzt wird die Story von einer allgegenwärtigen Akustik-Gitarre, die jedoch von den üblichen anderen Instrumenten begleitet wird. Sehr ins Ohr sticht dabei immer wieder ein klasse gespieltes Rhodes E-Piano von Micha Herrmann, aber es gibt auch weitere Highlights wie die schöne Slide-Gitarre von Marcus ‚Ed‘ Staab in „Weight Of The World #1“, das Saxofon in „Amanda“ und nicht zu vergessen die vom Protagonisten selbst gespielte Harmonika bei den letzten drei Stücken. Die Geschichte auf diesem Album wird toll erzählt. Wie in einem guten Drama beginnt sie (von dem melancholischen Prolog „Summer’s Dust“ mal abgesehen) fröhlich und unbeschwert, für die noch jugendlichen Protagonisten hat die Welt gerade ihre Arme und Pforten geöffnet und lockt sie sozusagen etwas trügerisch mit einem breiten Lächeln in ihre ewige Falle. Was vielversprechend, voller Hoffnungen und Erwartungen beginnt, wird dann von dem eingeholt, was man gemein hin das Leben nennt.
Natürlich werde ich hier nicht alles verraten, denn dazu macht es viel zu viel Spaß bzw. ist es viel zu spannend, den Texten beim Anhören der Songs zu folgen. Das „… A Movie For Listeners“ im Albumtitel trifft auf jeden Fall zu. Vor meinem geistigen Auge läuft hier allerdings keine Hollywood-Hochglanz-Produktion, sondern vielmehr ein deutlich beeindruckenderer (in meinem Kopf-Kino schwarz/weißer) Underground-Streifen von einem der besten Regisseure dieses Genres wie beispielsweise Jim Jarmusch ab. Und da versteht es sich fast schon von selbst, dass bei zwei verschiedenen Songs mit dem gleichen Namen „The Weight Of The World“ auch zwei sehr unterschiedliche Situationen und Stimmungen vorherrschen. In Part 2 schafft es Steinbacher beispielsweise gekonnt, die aus den Fugen gerade Lebenssituation in einem der Musik etwas entgegengesetzten Satzgesang zu stilisieren. Und das ist ein klasse Stilmittel.
Überhaupt kommt der Gesang Steinbachers sehr eigenwillig rüber, was nicht nur der erzählten Story, sondern auch dem Protagonisten Schärfe und Profil verleiht. Würde nicht funktionieren, wenn hier ein Hartmut Engler oder Peter Freudenthaler (ohne den beiden auf die Füße treten zu wollen) gesungen hätten. Fazit also: Ein sehr gelungenes Melodram von einem richtig guten Storyteller Ralf Steinbacher, der das Ganze auch noch in starke Songs verpacken kann. Unbedingt mal anchecken!
Markus Kerren
Künstler-Portrait im MAIN ECHO anlässlich der Veröffentlichung von ‚While The Sun Is Ascending‘:
Der frühere Bootleggin‘-Hobos-Harpspieler Ralf Steinbacher erzählt in seinen Liedern Geschichten
»Songwriting ist harte Arbeit«
Bluesfans dürften Ralf Steinbacher noch als Gründungsmitglied, Songwriter und langjährigen Blues-Harp-Spieler der Bootleggin‘ Hobos kennen. Bis 2006 hielt er der mittlerweile aufgelösten Aschaffenburger Blues-Band die Treue. Weniger bekannt dürfte sein, dass sich Steinbacher zu einem bemerkenswerten Singer/Songwriter weiterentwickelt hat.
Seit acht Jahren bewegt sich der mittlerweile in Augsburg lebende 50-Jährige auf Solopfaden. Seine gerade erschienene vierte CD heißt »While the Sun is ascending«. Die Songs bilden einen Handlungsstrang und fügen sich zu einer bilderreichen Geschichte zusammen. Im Untertitel bezeichnet er die Platte als »A Movie for Listeners«, also als einen Film für Zuhörer. Eingebettet sind die Texte in eine harmonischen, schwebenden Americana-Sound, der von Steinbachers markantem Gesang, offen gestimmten akustischen Gitarren und angejazzten Keyboard-Klängen eines Fender-Rhodes-Pianos geprägt ist. Vieles erinnert an die warme Akustik der 1970-er Jahre.
»Englischsprachiges Songwriting und Storytelling fand ich schon immer cool«, sagt Steinbacher. Als Lehrer für Englisch und Deutsch ist er dafür prädestiniert. Ein leichter Weg sei das Liederschreiben dennoch nicht. »Songwriting ist harte Arbeit«, findet er. »80 Prozent von dem, was man schreibt, ist Ausschuss.« Mitunter dauere es Monate, bis ein Song steht. Kein Vergleich zu einem Cover, das man sich mit Youtube-Tutorials auf die Schnelle aneignen könne. Augsburg sei ein gutes Pflaster für eigene Musik, sagt Steinbacher. Cover-Bands gebe es nur wenige.
»Ich bin ein großer Freund von Referenzen«, räumt der Songwriter ein. Er sei ständig auf der Suche nach Textzeilen oder Zitaten, die als Liedtitel oder Liedzeilen funktionieren. Auch die Namen geschätzter Musiker versucht er in die Lyrics einzubauen. Da taucht ein Mädchen auf, das John Coltrane hört. Die englischen Folklegenden John Martyn und Nick Drake werden beiläufig erwähnt, auf einem Plattenspieler dreht sich eine Scheibe von Otis Redding. Und das in einem Lied genannte Whiskey-Label Johnnie Walker Red ist auch schon von Elliott Smith gewürdigt worden.
Zwei Jahre hat Steinbacher an dem aktuellen Album gearbeitet. Die Corona-Pandemie, die so viele Musiker ausbremste, spielte ihm dabei in die Hände. Als Live-Auftritte wegfielen, nutzte Steinbacher die Möglichkeit, sich in die Stücke zu vertiefen und an den Aufnahmen zu feilen. Zeitdruck habe er keinen gehabt, erzählt er. Aufgenommen wurde die CD zwischen Mai und November 2020 im Studio des befreundeten Augsburger Musikers Micha Herrmann, der auch Keyboards und Harmoniegesang beisteuert. Gastmusiker spielten Bass, Schlagzeug, E-Gitarre und Saxofon ein. Auch sein früherer Aschaffenburger Hobos-Kollege Markus »Ed« Staab ist in einem Song an der Slide-Gitarre zu hören
Dass er »While the Sun is ascending« auf CD veröffentlicht, hat für Steinbacher einen einfachen Grund. »Ich liebe Booklets und schön gestaltete Cover.« Die ansprechende Gestaltung der CD-Hülle und des Booklets mit allen Texten stammt vom Grafiker Jürgen Wüst. Wüst, den die Aschaffenburger als Houzeband-Musiker kennen, ist als Keyboarder auf einer weiteren CD von Steinbacher zu erleben, an der der Wahl-Augsburger derzeit arbeitet: »Eine Geschichte über einen Typen, der in den USA in den Knast wandert«, wie Steinbacher erzählt. Die Arrangements seien wesentlich karger als bei der aktuellen CD. Neben Wüst, der zudem wieder die Covergestaltung übernimmt, ist auch Hobos-Kollege Ed Staab wieder mit von der Partie.
Live-Auftritte indes plane er derzeit nicht. Man wisse ja nicht einmal, welche Clubs die Lockdown-Phase überleben, so Steinbacher. Ein Augsburger Club, in dem er im Frühjahr 2020 einen Auftritt gehabt hätte, habe schon das Handtuch geworfen und endgültig geschlossen.
Erhältlich über www.ralf-steinbacher.com
Alexander Bruchlos
Besprechung des Albums „Raincoat Days“ auf ROCKTIMES:
Seit etwa 25 Jahren läuft bereits die Karriere des in Aschaffenburg geborenen und mittlerweile in Augsburg lebenden Musikers Ralf Steinbacher. Nun liegt mit „Raincoat Days“ die brandaktuelle Scheibe des Mittvierzigers vor, auf der er acht eigenkomponierte und mit Hilfe von befreundeten Musikern eingespielte Tracks festgehalten hat. Die sind meist sehr ruhig gehalten und werden musikalisch von der Akustikgitarre des Protagonisten bestimmt. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf dem Gesang bzw. den nach eigener Aussage »…meist autobiographischen Texten.« Das lässt sich sehr gut an, die Lyrics haben Tiefgang und man hört dem Süddeutschen gerne zu. Wenn sich dann noch ein dezentes Schlagzeug, ein nachdrücklicher Bass und ein feines Piano hinzu gesellen, wird die Sache schließlich noch runder. Steinbacher hat spannende Geschichten zu erzählen – wie etwa seine ganz persönliche Beziehung über die Jahrzehnte (obwohl er sie nie persönlich kennengelernt hat) zu der Grande Dame der Songwriterinnen, Joni Mitchell. Dann ist da noch die bittersüße Story über einen ‚gesundheitlich‘ offensichtlich etwas angeschlagenen Freund, bei dem Lou Reed trotz des Songtitels „Lou Reed Passed Away“ eher eine Nebenrolle spielt – dennoch ein cleverer Songtitel, den – zumindest ich – hier eher als Metapher für das Ende einer Freundschaft verstehe.
Dafür, wie es manchmal so mit jahrzehntelangen Freundschaften gehen bzw. sich verlaufen kann liefert Steinbacher mit „My Oldest Friends“ ein passendes Beispiel, das später durch „Next To Nothing“ mit einem richtig schönen Liebeslied an seine Ehefrau gekontert wird. Die Akustik-Gitarre tänzelt durchgehend flüssig und abwechslungsreich durch die Songs, während sie im Piano einen sehr guten Gegenpol findet. Steinbachers deutscher Akzent ist nicht zu verleugnen, was aber lediglich als Anmerkung und nicht als Kritik gelten soll. Der Titelsong ist eine weitere launige Liebeserklärung an den Herbst, den Wind und Regen. Eher ungewöhnlich und sehr individuell, dafür aber noch lange nicht verwerflich und zudem in einen richtig guten Song verpackt.
Bei „Turn Of The Tide“ kommt die Ukulele des Protagonisten sehr angenehm zum Einsatz. Die erzählenden Strophen münden schließlich in den wohl eingängigsten Refrain der Scheibe, der sehr schnell im Ohr hängen bleibt. „Morning Sky“ ist eine Momentaufnahme aus dem Hause Steinbacher bzw. was einem so durch den Kopf gehen kann, während man so da sitzt und auf seine Tochter wartet, die bald von der Schule zurückkommen müsste. Sehr schön! Den gekonnten und sehr gelungenen Abschluss macht dann „We Are Young“.
Letzten Endes ist Ralf Steinbacher mit „Raincoat Days“ ein ruhiges, erzählerisch von hoher Qualität geprägtes Singer/Songwriter-Album gelungen, dem man gerne zuhört. Stimmungsvolle Geschichten, die durch ihre atmosphärische Dichte das Kopfkino des Hörers (sollte er des Englischen einigermaßen mächtig sein) automatisch in Schwung bringt. Feine Sache!
Besprechung des Albums „Raincoat Days“ (erschienen im Juli 2017) auf HOOKED ON MUSIC:
Wenigstens einer, dem dieser sogenannte „Sommer“ gefallen dürfte. Der Augsburger Singer/Songwriter/Liedermacher (passendes bitte anstreichen) RALF STEINBACHER, zuletzt unter dem Pseudonym Mo‘ Highways aktiv, bekennt sich als Fan von „Raincoat Days“. So lautet denn auch sein aktuelles Soloalbum, das wiederum mit sehr persönlich, ja autobiografisch gestalteten, detailreichen und lebendigen Texten zu überzeugen weiß. Im Titeltrack outet sich Steinbacher als etwas anders tickender Zeitgenosse: Statt Sonne, Sommer, Bacardi also lieber Regentropfen und Nebelschwaden, um die Gedanken treiben zu lassen und auch mal länger in den Federn verweilen zu können. Und auch kein Smartphone und kein Rumhampeln in den ach so sozialen Medien, sondern lieber echte, „analoge“ Freundschaften, die dann auch Jahrzehnte überdauern. Kurzum, durchweg sympathisch, dieser Künstler, der den Hörer dann auch ausführlich an seiner musikalischen Sozialisation teilhaben lässt: Er liebt Joni Mitchell, Nick Drake, Sam Cooke oder Lou Reed, Hauptsache nicht Depeche Mode. Und das offenbart sich auch in den kleinen, feinen, nicht auf Hochglanz polierten und doch still funkelnden Songs, zu denen wiederum langjährige musikalische Weggefährten wie Micha Herrmann mit seinem perlenden Klavierspiel zum Gelingen nachhaltig beigetragen haben. Und textlich gesellen sich zu den bereits zitierten Berühmtheiten auch die „ganz normalen Leute“ wie die alten Freunde Ed und Chris, und so gerät ein Lied wie My Oldest Friends zu einem Loblied auf die Freundschaft an sich, an der auch die zerfließende Zeit nagt, ihr aber letztlich substantiell nichts anhaben kann. Alles in allem ist „Raincoat Days“ ein gelungenes, relaxtes Singer-/Songwriter-Album, in das sehr viel Herzblut gesteckt wurde und bei dem sich das Hinhören und Nachlesen (siehe auch die Website des Künstlers) auf jeden Fall lohnt. Erhältlich ist das Album direkt bei Ralf Steinbacher